Friederike Mayröcker

1924 Friederike Mayröcker wird am 20.12. in Wien geboren. Ihr Vater arbeitet als Lehrer, die Mutter ist Modistin. Wegen seiner zarten Gesundheit schirmen die Eltern das Kind stark von der Außenwelt ab. Friederike Mayröcker verbringt ihre Kindheit in Wien und bis zum elften Lebensjahr die Sommermonate in Deinzendorf im Weinviertel an der österreichisch-tschechischen Grenze. Durch den Tod der Großeltern in den Jahren 1934/35 gerät die Familie in wirtschaftliche Not, der Vierkanthof in Deinzendorf wird. zwangsversteigert.

1930–42 Besuch der privaten Volksschule bei den Englischen Fräulein, anschließend einer Hauptschule und ab 1941 einer kaufmännischen Wirtschaftsschule

1939 Beginn des Schreibens. Erste Gedichte entstehen

1945 Lehrbefähigungsprüfung in Englisch. Anschließend 23 Jahre Englischlehrerin an verschiedenen Hauptschulen im Wiener Stadtteil Favoriten

1946 Erste Veröffentlichungen in der Zeitschrift “Plan”, deren Herausgeber Otto Breicha Texte des Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus publizierte und ein Forum für junge Autoren bot.

1950 Ablegung der Externe Matura und Beginn des Studium der Germanistik, das aus familiären Gründen abgebrochen werden muss. die Lehrerinnentätigkeit Mayröckers sichert die wirtschaftliche Basis der Familie.

1951 Friederike Mayröcker gehört einem Kreis junger Autoren und Autorinnen um Hans Weigel an. Sie lernt Andreas Okopenko kennen und publiziert in der der Zeitschrift neue Wege und später auch in den Publikationen.

1952 Heirat mit dem Lehrer Georg Heindl; die Ehe wird nach drei Jahren geschieden

1954 Während der Innsbrucker Jugendkulturwochen lernt Friederike Mayröcker Ernst Jandl kennen, mit dem sie seitdem eine lebenslange Freundschaft verbindet. Kontakte zu H. C. Artmann, Gerhard Rühm und anderen Mitgliedern der Wiener Gruppe. Es entstehen gemeinsame Textmontagen mit Okopenko und Jandl

1956 Erste Buchveröffentlichung: Larifari. Ein konfuses Buch, Prosa, Bergland Verlag, Wien

1963/64 Über Jandl bekommt Friederike Mayröcker Kontakte zur bundesdeutschen Verlagsszene. Der Gedichtband metaphorisch erscheint in der Rot-Reihe. Kontakte nach Berlin zu Walter Höllerer und dem Literarischen Colloquium Berlin

1966 Tod durch Musen. Poetische Texte, erscheint im Rowohlt-Verlag

1968 Hörspielpreis der Kriegsblinden, gemeinsam mit Ernst Jandl für das Hörspiel Fünf Mann Menschen

1969 Beurlaubung vom Lehrerdienst.(1977 Frühpensionierung)

1970/71 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD gemeinsam mit Ernst Jandl

1972 Vortragsreise in die USA, gemeinsam mit Ernst Jandl.

1973 Nochmals Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD gemeinsam mit Ernst Jandl. Gründungsmitglied der Grazer Autorenversammlung.

1975 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.

1976 Preis der Stadt Wien

1977 Georg Trakl-Preis

1978 Reise mit Ernst Jandl und Wendelin Schmidt-Dengler in die Sowjetunion.
Tod des Vaters. Internationales Friederike Mayröcker- Symposium in Wien

1981/82 Vortragsreisen nach Frankreich und Italien mit Ernst Jandl

1982 Großer Österreichischer Staatspreis
Anton-Wildgans-Preis

Es folgen weitere Literaturpreise:

Roswitha-von-Gandersheim-Preis 1982
Literaturpreis des Südwestfunks Baden-Baden 1985
Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold 1985
Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich 1987
Hauptpreis der Deutschen Industrie 1989
Erich-Nossack-Preis 1989
Friedrich-Hölderlin-Preis 1993
“manuskripte”-Preis des Landes Steiermark 1994
Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der schönen Künste, 1996
Else-Lasker-Schüler-Preis 1996
Meersburger Droste-Preis 1997
America Award Prize 1997
Georg-Büchner-Preis 2001
Karl-Sczuka-Preis 2001
Premio Internazionale 2003
Hermann-Lenz-Preis 2009
Peter Huchel-Preis 2010

TEXTE (Auswahl)

1956 Larifari. ein konfuses Buch, Wien
1966 Tod durch Musen. Poetische Texte, Reinbeck 
1968 Minimonsters Traumlexikon, Reinbeck
1971 Fantom Fan, Reinbeck
1973 Je ein umwölkter Gipfel. Erzählung, Darmstadt, Neuwied
1975 Das Licht in der Landschaft, Frankfurt/M. Suhrkamp
1976 Fast ein Frühling des Markus M., Frankfurt/M. Suhrkamp
1978 Heiligenstadt, Frankfurt/M. Suhrkamp
1979 Ausgewählte Gedichte 1944–78, Frankfurt/M. Suhrkamp
1980 Die Abschiede, Prosa, Frankfurt/M. Suhrkamp
1983–2007 Magische Blätter I-VI, Frankfurt/M. Suhrkamp
1984 Reise durch die Nacht, Frankfurt/M. Suhrkamp
1985 Das Herzzerreißende der Dinge, Frankfurt/M. Suhrkamp
1988 Mein Herz mein Zimmer mein Name, Frankfurt/M. Suhrkamp
1989 Gesammelte Prosa 1949–1975, Frankfurt/M. Suhrkamp
1991 Stilleben, Frankfurt/M. Suhrkamp
1992 Das besessene Alter, Frankfurt/M. Suhrkamp
1996 Notizen auf einem Kamel, Frankfurt/M. Suhrkamp
1998 Brütt oder die seufzenden Gärten, Frankfurt/M. Suhrkamp
2000 Requiem für Ernst Jandl, Frankfurt/M. Suhrkamp
2001 Gesammelte Prosa (1949–2001), Frankfurt/M. Suhrkamp
2008 Scardanelli, Frankfurt/M. Suhrkamp
2009 dieses Jäckchen(nämlich) des Vogel Greif, Gedichte 2004–2009, Frankfurt/M. Suhrkamp
2010 Ich bin in einer Anstalt, Frankfurt/M. Suhrkamp

Carmen Tartarotti

Carmen Tartarotti wurde 1950 in Italien/Südtirol geboren. Sie studierte Germanistik und Politik in Frankfurt/M. Ihr erster Kurzfilm „Kribus- Krabus- Domine“ wurde 1982 mit dem Prädikat: besonders wertvoll ausgezeichnet. Mit 1 Häufchen Blume 1 Häufchen Schuh, ihrem Filmportrait über Friederike Mayröcker erhielt sie 1989 den Filmpreis der Stadt München. Ihr Dokumenarfilm „Paradiso del Cevedale“ wurde beim Internationalen Wettbewerb Film+Architektur in Graz mit dem Filmstein in Gold und mit dem Förderpreis des Kulturwerks /München ausgezeichnet. Zwischen 1997 und 2003 realisierte sie eine Videoinstallation im Bergwerkmuseum im Ahrntal und eine im Landesmuseum Schloss Tirol.

Ihr jüngster Film “Das Schreiben und das Schweigen” hatte auf derViennale 2008 seine Premiere und wurde mit dem Hessischen Filmpreis 2009 und mit den Lichter Filmpreis 2010 ausgezeichnet. Carmen Tartarotti arbeitet seit 1979 als freie Filmemacherin in Deutschland, Österreich und Italien. Sie lebt in Frankfurt und Berlin. http://www.carmen-tartarotti.de

Filmografie

1980 KRIBUS-KRABUS-DOMINE
Kurzspielfilm, 16 mm, Farbe, 17 Min.
Filmförderung BMI (Bundesinnenministerium/Bonn)
Prädikat: Besonders wertvoll

1983 DA CAPO AL FINE
Kurzspielfilm, 16 mm, s/w, 17 Min.
Filmförderung FFA/Berlin

1985 JEDES HAAR WIRFT SEINEN SCHATTEN
16 mm, Farbe, 30 Min.
Fernsehfilm im Auftrag des Hessischen Rundfunks

1987 DIE KUNST IST GEGEN DEN KÖRPER DES KÜNSTLERS GERICHTET
Filmportrait über die Schriftstellerin Elfriede Jelinek, 16 mm, Farbe, 45 Min. Im Auftrag des WDR/Köln.

1988 WENN DIE SCHWALBEN ZIEHEN
Hessische Drehbuchförderung/Frankfurt

1988 DIE GESCHICHTE VOM TAPFEREN WEISSWAL
Filmerzählung für die Serie „Siebenstein“ im ZDF

1989 1 HÄUFCHEN BLUME 1 HÄUFCHEN SCHUH
Filmportrait über die Schriftstellerin Friederike Mayröcker
16 mm, Farbe + s/w, 45 Min. Im Auftrag des ORF/Wien
Filmpreis der Stadt München: LiteraVision

1992 PARADISO DEL CEVEDALE
Dokumentarfilm, 16mm, Farbe, 70 Min.
Filmstein in Gold, Int. Wettbewerb Film + Arch/Graz, 1993
Förderpreis 1992 Walther von der Vogelweide

1994 GANZALLERLIEBST.
Vom Mythos der Kurstadt Meran.
Dokumentarfilm, 16mm, Farbe, 101 Min., Eigenproduktion. In Zusammenarbeit mit der RAI-Sender Bozen und dem Amt für Kultur der Autonomen Provinz Bozen.

1996 WUNDER ÜBER WUNDER
Märtyrerlegenden in der Südtiroler Freskenmalerei
Fernsehserie in 12 Folgen mit dem Kunsthistoriker Leo Andergassen. In Zusammenarbeit mit der RAI-Sender Bozen

1998 VIDEOINSTALLATION
im Landesbergbaumuseum im Ahrntal 
„Das Erbe der Gewerken und das Erbe der Knappen“
Im Auftrag der Autonomen Provinz Bozen/ Amt für Hochbau

2001-2003 VIDEO + SOUNDINSTALLATION
in Schloss Tirol „ Bilderwelt des Mittelalters“
Im Auftrag der Autonomen Provinz Bozen/ Amt für Hochbau
Aufführung im Museumsquartier/Wien

2004-2006 ZWISCHEN GRANT UND ELEND
Dokumentarfilm, 90 Minuten. Eigenproduktion. Gefördert von der Hessischen Filmförderung und der Autonomen Provinz Bozen.

2005-2008 DAS SCHREIBEN UND DAS SCHWEIGEN
mit Friederike Mayröcker
Dokumentarfilm, 90 Min., Eigenproduktion, gefördert von der Hessischen Filmförderung, dem Bundeskanzleramt Wien/Sektion Kunst und der Autonomen Provinz Bozen
Hessischer Filmpreis 2009